Thin Lizzy ist eine irische Rockband. Ihr Werdegang ist eng mit dem Leben des Gründers, dem langjährigen Bassisten und Sänger der Band Philip Lynott, verbunden. 1973 hatte die Band einen Hit mit einer Version des irischen Volksliedes Whiskey in the Jar. Ihr größter Hit war 1976 The Boys Are Back in Town aus dem Erfolgsalbum Jailbreak. Die Band löste sich 1983 nach einer Abschiedstournee auf. 1985 versuchte man einen neuen musikalischen Anlauf. 1986 aber starb Lynott an den Folgen seines Drogenkonsums in Salisbury/Wiltshire, (England). Zur aktuellen Thin Lizzy-Neugründung kam es 1999. Gitarrist John Sykes, 1982 in die Band eingestiegen, übernimmt seither den Gesang. Die Band geht des öfteren auf Tour und spielt auf Festivals, nimmt aber keine neue Musik auf. Sie sieht ihr Engagement als Hommage an das Leben und Wirken Phil Lynotts. |
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1969 wird die Band, hervorgehend aus dem Dubliner Duo Orphanage der Schulfreunde Phil Lynott und Brian Downey sowie der Coverband Shades Of Blue des Belfaster Gitarristen Eric Bell, gegründet. In dieser Besetzung, Phil Lynott (Bass und Gesang), Brian Downey (Schlagzeug) und Eric Bell (Gitarre), spielen Thin Lizzy ihre ersten Shows in Irland. Ende 1970 wird Decca Records, die zuvor schon Bells vormalige Band Them (u.a. mit Van Morrison) gezeichnet haben, auf die Band aufmerksam. Thin Lizzy unterschreiben und ziehen nach London. Im Januar 1971 spielen sie ihre erste LP „Thin Lizzy“ ein, die im Frühjahr veröffentlicht wird. Es folgt im Juni 1971 eine Single „Thin Lizzy“ mit vier Aufnahmen, die später als „New Day“-EP bezeichnet werden wird. Auf gegenwärtigen Wiederveröffentlichungen ergänzt die EP die LP „Thin Lizzy“ meist zu einer CD mit 14 Songs. Vielfältige musikalische Einflüsse der drei Komponisten äußern sich dabei in einer Mischung aus irischer Folklore, Blues, Rhythm and Blues, Pop, Rock und Hardrock. Die zweite LP „Shades of a Blue Orphanage“ anfangs des Folgejahres blieb, wie die Vorgänger, kommerziell weitgehend erfolglos. Immerhin können sie aber wichtige Erfahrungen auf ihrer Tour mit Slade sammeln. Doch auch das exzessive Partyleben, das die Bandgeschichte mit prägen wird, tritt hier schon deutlich zutage. Durch die eher zufällig aufgenomme und Ende des Jahres 1972 als Single „Whiskey in the Jar/Black Boys On The Corner“ (die Wahl erfolgte auf Druck der Plattenfirma - daher findet der Song auch keine entsprechende Würdigung im Live-Set) veröffentlichte Version des bekannten irischen Folk-Klassikers erreicht die Band erstmals größere Aufmerksamkeit, indem Sie Anfang 1973 in die britischen Top Ten (Platz 6) eintritt. Die Folgesingle „Randolph's Tango/Broken Dreams“ kann wiederum nicht gleichziehen. Und auch die dritte LP „Vagabonds of the Western World“ (auch hier werden bei Wiederveröffentlichungen auf CD oft noch die Tracks einer EP hinzugefügt) im Spätsommer des Jahres 1973 verfehlt die Charts. Obwohl auf dem Album textlich die Bezüge zu Irland und Mystik erhalten bleiben, fällt von nun an (und für die folgenden Jahre und Veröffentlichungen) eine immer stärkere Entscheidung für Hardrock-Material (z.B. The Rocker). Akustische Folklore wird verdrängt durch elektrifizierte Balladen (vgl. „Little Girl in Bloom“). Erwähnenswert ist an dieser Platte außerdem das stilprägende psychedelische Cover des irischen Malers Jim Fitzpatrick, der insgesamt 6 LP-Cover der Band gestaltete. Ende des Jahres folgt noch die Single „The Rocker/Here I go again“. Dies ist zudem gleichzeitig die letzte Veröffentlichung des Original-Trios mit Eric Bell an der Gitarre. Der Gitarrist verlässt wegen der kommerziellen Neuorientierung und aufgrund von Alkohol-Problemen die Band am 31. Dezember 1973 nach einem Konzert und wird am darauf folgenden Tag durch Gary Moore ersetzt, der zusammen mit Phil Lynott 1969 der Dubliner Band Skid Row angehört hatte. Nach nur einer Single „Little Darling/Buffalo Girl“ aus dem Frühling 1974 und während der Aufnahmen zum Album „Nightlife“ verlässt wiederum Moore im Mai wegen bandinterner Differenzen die Band. Nach späteren Aussagen ist er zudem nicht weiter gewillt den ausufernden Lebensstil der Gruppe mitzuleben. Aus dieser Zeit des zweiten Trios der Bandgeschichte ist neben den auf diversen Samplern enthaltenen Songs „Sitamoia“ und „Little Darling“ allein noch der Song „Still In Love With You“ auf dem folgenden Album „Nightlife“ erhalten. Gary Moore wird noch im selben Jahr durch den Glasgower Brian Robertson und den Kalifornier Scott Gorham ersetzt. Thin Lizzy trennen sich einvernehmlich von Decca, die mittlerweile das Interesse verloren haben, und wechseln zu Vertigo Records. Zusammen mit dem Gründungsmitglied Brian Downey am Schlagzeug und Phil Lynott an Bass und Gesang entstand damit die klassische Quartett-Besetzung, die bis 1978 den Durchbruch und die größten Erfolge der Band erlebte. Das erste Album „Nightlife“ (1974) der neuen Besetzung weist den Weg zu dem für die Folgejahre typischen Hardrock-Stil der doppelten Leadgitarre, der viele Musiker im Heavy Metal beeinflussen wird (u.a. Iron Maiden). Die musikalische Bandbreite bleibt aber durch u. a. irische Folklore weiterhin erhalten. Textlich stellt sich immer mehr Lynotts Faszination für die USA vor allem in Bezug auf Männlichkeits- und Halbwelt-Klischees in den Vordergrund. Gleichzeitig tritt mit „Nightlife“ das zwiespältige Verhältnis des Bandleaders zur katholischen Tradition seiner Heimat Irland zu Tage. Auch die Texte der weiteren LPs pendeln zwischen dem moralisch Richtigen und Falschen sowie Glaubensbekenntnissen und -zweifeln. 1975 veröffentlichen „Thin Lizzy“ das bis dahin härteste Album „Fighting“ (z.B. „Suicide“ und „Hard Man“). Allein schon das Cover, auf dem die Band in Pose als Straßen-Gang abgebildet ist, zeigt den offenbaren Entschluss, sich nun endgültig in die Hardrock-Schiene zu begeben. Sanftere Töne dürfen aber immer wieder durchdringen (z. B. „Spirit slips away“). 1976 bringt mit dem Album „Jailbreak“ und der Hit-Auskoppelung „The Boys are Back in Town/Emerald(UK) bzw. Jailbreak(USA)“ (UK: Platz 8, USA: Platz 12) den Durchbruch zum Superstar-Dasein. Umjubelte Konzerte sind die Folge, Thin Lizzy gelten jetzt als Top-Liveband. Noch im selben Jahr erscheint die nächste LP „Johnny the Fox“. Während der US-Tournee des Jahres 1977 verletzt sich Brian Robertson so sehr an der Hand, dass er von Januar bis März nicht Gitarre spielen kann. In dieser Zeit wird er durch den Rückkehrer Gary Moore ersetzt, der aber kein offizielles Bandmitglied wird. Zwar will Phil Lynott ihn als festes Bandmitglied anstelle des immer wieder für Ärger sorgenden Brian Robertson gewinnen, doch muss Gary Moore wegen anderweitiger Verpflichtungen absagen. Mit der 1977er LP „Bad Reputation“ (UK: PLatz 4) wird dann die musikalische Richtung etwas verändert. Der „klassische“ Hardrock der ersten Hälfte der Siebziger Jahre, der die Einflüsse aus der Funk-Musik z. T. noch verarbeiten konnte gerät nun von zwei gegensätzlichen, kommerziell erfolgreichen Strömungen unter Druck: Disco- und Punk-Musik. Musikalisch aber ist es die Disco-Musik, die sich im Single-Hit „Dancing in the Moonlight/Bad Reputation“ niederschlägt. Bei „Bad Reputation“ überwiegen etwas ruhigere und abgemilderte Töne. Die meisten Gitarrenspuren auf dem Album werden von Scott Gorham eingespielt worden. Erst kurz vor Abschluss der Aufnahmen zu „Bad Reputation“ kommt Brian Robertson wieder zur Band. Ende 1977 arbeitet Gary Moore erneut mit Phil Lynott und Brian Downey zusammen. Als Trio spielen sie überarbeitete Versionen von Songs aus der Zeit von 1970 bis 1974 unter Verwendung der Originalaufnahmen mit Eric Bell ein, die 1979 unter dem Albumtitel „The Continuing Saga Of The Ageing Orphans“ veröffentlicht wurden. Bei zwei Songs gastiert Midge Ure an der Gitarre. Ein bis heute legendäres Zeugniss ihres Schaffens zu dieser Zeit in der Besetzung Lynott/Downey/Gorham/Robertson stellt die Live-Platte „Live And Dangerous“ (UK: PLatz 2) dar. Es sollen allerdings zahlreiche Overdubs verwendet worden sein. Mit den Erfolgen der letzten Jahre steigert sich Lynott aber auch immer mehr in seinen Drogenrausch, und durch den damit erschwerten persönlichen Umgang in der Band beginnt die euphorische Stimmung allmählich zu kippen. 1978 wird Gary Moore wieder festes Bandmitglied als zweiter Gitarrist neben Scott Gorham. Im selben Jahr wird Schlagzeuger Brian Downey wegen gesundheitlicher Probleme vorübergehend durch Mark Nauseef ersetzt. In dieser Besetzung beginnen auch die Aufnahmen zum nächsten Album „Black Rose“. Während der Aufnahmen stößt Downey wieder zur Band und spielt alle Songs mit ein. Das 1979 erschienene Album „Black Rose“ enthält, insbesondere im epischen Titeltrack, deutliche irisch-traditionelle Einflüsse. Im übrigen wartet das kommerziell gehaltene Hardrock-Album mit einigen der größten Hits von Thin Lizzy auf, wie „Do Anything You Want To“, „Sarah“, „With Love“ und „Waiting For An Alibi“. Nebenher spielen Phil Lynott und Brian Downey 1978 noch mit Gary Moore mehrere aus den „Black Rose“-Sessions hervorgegangene Songs von Moores Solo-Album „Back On The Streets“ ein, darunter den von Lynott und Moore geschriebenen Hit „Parisienne Walkways“ und den in langsamerer Version gespielten Thin Lizzy-Klassiker „Don't Believe A Word“. „Back On The Streets“ kann daher als „Quasi-Thin Lizzy-Album“ angesehen werden. Nachdem die drei 1979 noch den von Lynott und Moore geschriebenen Song „Spanish Guitar“ eingespielt hatten, verlässt Gary Moore während der US-Tournee von Thin Lizzy im Juli 1979 die Band. Über die Gründe machen Lynott und Moore verschiedene Angaben. Einer der Gründe scheint zu sein, dass mit Lynott und Moore zwei starke Egos aufeinanderprallten. Nachdem Thin Lizzy vier Konzerte notgedrungen als Trio gegeben hatten, wird kurzfristig Midge Ure, ein Freund Phil Lynotts, als Aushilfsgitarrist neben Scott Gorham für den Rest der Tournee rekrutiert. Schon bei der anschließenden Japan-Tournee spielt Ure nur noch die Keyboards, während an seiner Stelle Dave Flett zweiter Gitarrist, aber auch kein festes Bandmitglied, wird. 1980 besuchen Thin Lizzy ein Konzert von Pink Floyd und engagieren im Anschluss deren Tourgitarristen Snowy White als Moore-Nachfolger. Zwischenzeitlich heiratet Phil Lynott und bringt sein Solo-Album „Solo In Soho“ heraus, doch auch dies führt ihn nicht aus dem Drogensumpf heraus. Mit Snowy White nehmen Thin Lizzy die Alben „Chinatown“ (1980) mit der Hit-Single „Killer On the Loose/Don't Play Around“ und „Renegade“ (1981) auf. Mit Snowy White enthält die Musik der Band mehr Elemente des Blues. Auf der Single „Trouble Boys/Memory Pain“ befinden sich gar zwei gecoverte Blues-Klassiker, die man sich eher im Live-Programm von Snowy White vorstellen kann als bei Thin Lizzy. Da sich White jedoch in der Band immer mehr wie ein Fremdkörper vorkommt, verlässt er im Anschluss an die Renegade-Tour 1982 die Band und wird durch John Sykes ersetzt, der vorher bei den Tygers Of Pan Tang gespielt hat. Außerdem kommt 1982 Lynotts zweites Solo-Album „The Philip Lynott Album“ heraus, erhält aber vernichtende Kritiken. Nebenbei unterstützt er U2, sich zu etablieren. 1983 wird das wohl härteste Album der Bandgeschichte „Thunder And Lightning“, mit dem man unter dem Einfluss von John Sykes teilweise dem Heavy Metal nahe kommt, veröffentlicht. Zugleich enthält das Album auch erstmals in erheblichem Umfang Keyboards, die von dem vorherigen Tour-Keyboarder Darren Wharton, jetzt als festes Mitglied, eingespielt werden. Einen kleinen Hit landete die Band mit der Single „The Sun Goes Down/Baby Please Don't Go“, verfehlen aber die UK-Top 50. Das Album verkauft sich aber, überaschend aufgrund des angespannten Personalkarussels der letzten Zeit, sehr gut. Thin Lizzy schwimmen im Fahrwasser der NWoBHM. 1983 fühlt sich Phil Lynott in der Band nicht mehr wohl und löst die Band nach einer ausgiebingen Abschiedstournee und einem großen Abschiedskonzert in London mit den früheren Gitarristen Eric Bell, Gary Moore und Snowy White (nur Brian Robertson fehlt) als Gastmusiker auf. Dokumentiert wird dies mit dem Live-Album „Live/Life“. Die letzte Show findet am 4. September in Nürnberg statt. "Wir verabschiedeten uns am Flughafen und das war's dann", sagt Wharton. Lynott verfällt zusehends. Neben Alkohol, Tabletten, LSD und Kokain greift er nun auch noch zu Heroin. Frau und Kinder verlassen ihn. Im Anschluss gründet Phil Lynott zwar noch die Band Grand Slam, sie schreiben u.a. den Song „Dedication“. Nach einer kurzen Tour zerfällt sie aber wieder. 1985 veröffentlicht er außerdem mit Gary Moore als Gary Moore & Phil Lynott die Single „Out In The Fields/Military Man“ (UK: Platz 5), mit der von ihm komponierten b-Seite. Im selben Jahr versucht Lynott auch Thin Lizzy mit Brian Downey am Schlagzeug und Robin George an der Gitarre wiederzubeleben. Zusammen arbeiten sie an Songs für ein neues Album. Durch den plötzlichen Tod des Bandleaders am 4. Januar 1986 kommt es indessen nicht mehr zur Veröffentlichung eines weiteren Albums. Alleine der Song „Nineteen“ erscheint 1985 als Single. In das Bewußtsein einer größeren Öffentlichkeit rücken Thin Lizzy erneut als Metallica 1998 „Whiskey In The Jar“ mit dazugehörigem Video-Clip covern und einen Hit landen. 1999, dreizehn Jahre nach dem Tod von Phil Lynott, kommt es zu einem Tribute-Konzert in der Besetzung John Sykes (Gitarre und Gesang), Scott Gorham (Gitarre), Marco Mendoza (Bass), Darren Wharton (Keyboards) und Tommy Aldridge (Schlagzeug). Unter der Führung von John Sykes, der dem Gesang von Phil Lynott sehr nahe kommt, bestreiten er und Scott Gorham seitdem mit wechselnden Mitmusikern in loser Folge Konzerte unter dem Namen „Thin Lizzy“. Von der europäischen 99'er Konzertreihe zeugt das 2000 veröffentlichte Live-Album „One Night Only“. 2000 soll ebenfalls ein Co-Headliner-Auftritt auf dem Wacken Open Air stattfinden, wird aber kurzfristig wegen einer Verletzung abgesagt. Dafür treten sie 2003 als vorletzte Band des Bang Your Head-Festivals auf. 2005 organisiert Gary Moore zur Enthüllung einer Phil Lynott-Statue in Dublin ein weiteres Tribute-Konzert zum Gedenken an Phil Lynott. Bei dem Konzert werden im wesentlichen Thin Lizzy-Songs aufgeführt. Neben Gary Moore wirken bei dem Konzert viele ehemalige Thin Lizzy-Musiker mit, u.a. Brian Downey, Eric Bell, Scott Gorham und Brian Robertson. 2007 sind sie Hauptgruppe des Rock Hard Festivals in Gelsenkirchen. 2008 sind Thin Lizzy wieder auf Tour, darunter auch in Deutschland. Der Name Thin Lizzy entstammt einem Comicheft namens „Beano“, in dem ein weiblicher Roboter mit Namen Tin Lizzie vorkommt und ist gleichzeitig eine Anspielung auf das erste seriell gebaute Automobil: Die Tin Lizzy der Ford Motor Company. Leicht abgewandelt (und in Anspielung auf den irischen Akzent, bei dem „thin“ wie „tin“ ausgesprochen wird) wurde der Name als Bandname übernommen.
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